Praktiker und Wissenschaftler aus Brasilien, Kanada, den USA, Südafrika, Spanien, England, Polen, Deutschland und anderen Ländern trafen sich am 21. und 22. Januar 2010 in Berlin zum Internationalen Kongress zu Modellen des Bürgerhaushalts. 

Verfahren und Modelle wurden vergleichend dargestellt, und es wurde versucht, sie nach verschiedenen Typen einzuordnen. So sieht das Centre Marc Bloch zum Beispiel Verfahren, die eher das Modell von Porto Alegre nach Europa bringen, wo es um konkrete Investitionen (z. B. Straßenbau, Wasserversorgung in benachteiligten Gebieten) geht, oder Verfahren, die organisierte Interessen intensiver einbeziehen, aber auch Verfahren, in denen die Bürger in Formen der PPP (public private partnership) einbezogen werden. Andere Forscher unterscheiden nach den eingesetzten Methoden (z. B. Information, Befragung, Gruppendiskussion), andere (Josh Lerner) nach zwei großen Typen:

  • einem Ansatz, dem es mehr um das «empowerment» geht, der deshalb nicht so viel Wert auf Repräsentativität legt und weniger auf technische Lösungen setzt, und
  • einem Ansatz, der mehr auf die Sachlösungen und die Demokratie zielt und deshalb eine größere Repräsentativität anstrebt und auch eher Technik einsetzt.

Interessanter waren die Einblicke in praktische Verfahren auf vielen Kontinenten. Besonders eindrucksvoll ein Beispiel aus Afrika, wo der gesamte Kommunalhaushalt auf den Prüfstand gestellt und den Bürgern zur Diskussion freigegeben wird.

In Arbeitsgruppen wurden Themenbereiche vertieft. Dabei wurde immer wieder gefragt, ob sich Bürgerhaushalts-Verfahren (und damit die Bürger) weiterhin mit kleinen Teilen der Kommunalfinanzen beschäftigen sollten oder «das große Fass» aufmachen sollten und beim gesamten Haushaltsplan mitreden.

Lösungen für Probleme wurden auch besprochen und gesucht, so zum Beispiel zur Frage, wie man politikferne Menschen gewinnt und einbezieht und welche Verfahren effektiv und effizient sind.

Deutlich wurde, dass viele Teilnehmer und Referenten ganz unterschiedliche Kriterien an Bürgerhaushalte anlegen. Diese Kriterien sind meistens sachlich begründet, letztlich aber subjektiv ausgewählt. Es wäre an der Zeit, die Kriterien auch mit Bürgerinnen und Bürgern zu bearbeiten und von diesen gewichten und auswählen zu lassen.