Eine wichtige Frage bei allen Beteiligungsverfahren ist die nach der Legitimation. Damit ist gemeint: Für wen sprechen die Teilnehmer? Mit welchem Recht (lex, legis)?

Grundsätzlich hat natürlich jeder das Recht, mitzureden und mitzugestalten, sich einzumischen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Man kann das allein oder gemeinsam mit anderen machen, in Bürgerinitiative, Verein oder Verband, Gewerkschaft, Partei und Kirche. Dann vertritt man sich selbst oder eine Gruppe, einen Teil der Bevölkerung.

Im Grunde vertritt auch ein Verbandspräsident zuerst einmal seine eigene Meinung. Für die Mitglieder spricht er auch. Aber warum eigentlich? Weil er durch eine Wahl (oder auch nur durch den freiwilligen Beitritt) der Mitglieder legitimiert ist. Oft vertritt er eine Haltung, über die die Mitglieder sogar abgestimmt haben.

Das ist eine demokratische Legitimation. Auf sie berufen sich auch die Politiker. „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus.“

Das Volk legitimiert seine Vertreter, ob in der Staatspolitik oder in Verbänden, durch Wahlen. Zum Teil legitimiert es Entscheidungen in Sachfragen durch Abstimmungen.

Es gibt jedoch eine dritte Form der demokratischen Legitimation, die schon bei Aristoteles beschrieben und im antiken Athen (sowie in anderen Gemeinwesen) geübt worden ist: das Losverfahren oder die Zufallsauswahl. Die durch Zufall ausgewählten Bürger sind repräsentativ: Jeder hat die gleiche Chance. Es werden ganz normale Menschen aus dem Volk gelost, die keiner Organisation angehören müssen. Ausgewählt werden Frauen, Männer, Junge, Alte, Wohlhabende und weniger Begüterte in aller Regel im gleichen Verhältnis wie im Volk selber. Damit sind sie in gewissem Sinne repräsentativer als Parlamente, in denen mehr Männer, mehr Akademiker und nur Parteimitglieder arbeiten. Die im Zufallsverfahren ausgewählten Menschen dagegen sind selber im Alltag oft viel stärker von politischen Entscheidungen betroffen. Das legitimiert sie auf eine andere Weise als Wahlen und Abstimmungen das können.

Siehe auch:

Repräsentativität
Teilnehmer(auswahl)
Zufallswauswahl