(von lateinisch repraesentare = vorführen, darstellen)

Ein Repräsentant ist ein offizieller Vertreter. Wo hauptsächlich das gewählte Parlament bestimmt, spricht man auch von der „repräsentativen Demokratie“.

Repräsentativität heißt also so viel wie „Vertretenheit“. Wenn eine Auswahl (Parlament, Stichprobe) ganz viele oder alle Gruppen der Bevölkerung vertritt, dann ist die Repräsentativität groß.

In der quantitativen empirischen Sozialforschung ist die R. sehr wichtig (neben der Validität, Reliabilität und Objektivität). Nur wenn eine Stichprobe repräsentativ ist, kann man von der Stichprobe (ausgewählten Bürgern) auf die Grundgesamtheit (das Volk) schließen. Üblicherweise sprechen Sozialwissenschaftler davon, wenn in einer Stichprobe so viel Männer und Frauen und Menschen bestimmter Altersgruppen sind wie in der Gesamtbevölkerung. (Als ob alle 50-jährigen Männer die gleichen Gedanken und Wünsche hätten.)

Ganz streng genommen gibt es gar keine Repräsentativität. Denn

  1. ist jeder anders, und niemand kann einen anderen Menschen vertreten,
  2. kann man gar nicht feststellen, ob eine Auswahl „repräsentativ“ ist, sonst müsste man alles über die Grundgesamtheit wissen und bräuchte gar keine Stichprobe mehr, und
  3. ist es schon aus mathematischen Gründen sehr unwahrscheinlich, dass in einer Stichprobe die Merkmale so verteilt sind wie in einer großen Grundgesamtheit, wenn es um mehr als vier oder fünf Merkmale geht.

Bei Beteiligungsverfahren wie dem Bürgergutachten informieren sich die Teilnehmer über ein Thema, besprechen und durchdenken es. Schon damit sind sie nicht mehr „repräsentativ“ für die anderen Bürger, die das nicht getan haben. Stattdessen kann man sagen: Das wollen die Bürger, wenn sie Gelegenheit haben, einmal mehrere Tage lang informiert und gründlich über die Sache nachzudenken und sich auszutauschen.

Wie gut die Teilnehmer an Bürgergutachten die Gesamtbevölkerung widerspiegeln, geht aus den entsprechenden Kapiteln in den Bürgergutachten hervor. In aller Regel entspricht die Verteilung der Geschlechter, Altersstufen, Berufe, des bürgerschaftlichen Engagements und anderer Merkmale der Teilnehmer recht gut der entsprechenden Verteilung in der Bevölkerung.

Zur Repräsentativität bei Beteiligungsverfahren und in Sozial- und Marktforschung ist ein Diskussionspapier in Arbeit, das demnächst im Bereich „Zum Herunterladen“ unter „Hintergrund“ veröffentlicht wird.

 

Siehe auch:

Zufallsauswahl